Forty Centuries of Wage and Price Controls: How Not to Fight Inflation

Überraschung: Die Leistungsbilanz von Lohn- und Preiskontrollen enttäuscht.

Bevor sich heutiges Fiatgeld im beliebigen Maße vermehren ließ, setzten antike Herrscher den Edelmetalgehalt des Geldes herab, um ihre Ausgaben zu decken. Geldentwertung ist natürlich gleichbedeutend mit steigenden Preisen. Um sich vor dem Unmut in der Bevölkerung zu schützen, wurden Preise und Löhne per Gesetz limitiert. Wer es brach, dem konnte die Todesstrafe drohen, die auch zahlreich verhängt und ausgeführt wurde wie zum Beispiel unter Kaiser Diokletian im Römischen Reich. 

Auch ohne Todesstrafe hatten - und haben -  forcierte Preistaxen kontraproduktiven Folgen, die durch grundlegende Volkswirtschaftslehre beschrieben werden:

Höchstpreise steigern selbstverständlich die Nachfrage. Zugleich verringern sie das Angebot, da zu den tieferen Preisen nicht alle Produzenten rentabel produzieren können, sodass diejenigen, die ohnehin mit den höchsten Kosten zu kämpfen haben, aus der Produktion ausscheiden. Die faktische Knappheit der teuren Güter wird daher oft schlimmer als vorher und die Preise - trotz Preistaxen - sogar noch höher. 

Preistaxen bekämpfen also nur das Symptom: die Preise. Indem sie das tun, verschlimmern sie die Ursache: die sinkende Gütermenge im Verhältnis zur Geldmenge.

Um Preisstabilität zu erzielen, gibt es unterm Strich nur den einen Weg: Die Geldmenge darf nicht schneller steigen als die Produktion. 

Der politische Wille dazu ist aus guten Gründen aber schwach bis nicht vorhanden. Durch Verschuldung können Regenten mehr ausgeben als sie durch Besteuerung einnehmen müssen. Solcher Geldmengenvermehrung war in den industriellen Staaten bis 1971 noch ein gewisser Riegel vorgeschoben, indem alle wesentlichen Währungen an den US-Dollar geknüpft waren, und dieser im internationalen Verkehr jederzeit gegen eine Unze Gold getauscht werden konnte. Seither ist die Konvertibilität aber aufgehoben, sodass alle Währungen grundsätzlich beliebig vermehrbar sind. Und vermehrt wurden sie.

Problematisch daran ist, dass Regierungen in diesem Fiatgeldsystem dauerhaft mehr ausgeben können als sie durch Besteuerung einnehmen müssen. Für Machtausübende ist das ein kurzfristiger Segen. Und zwar auch in der Demokratie. Denn anstelle der politisch unbeliebten Besteuerung tritt Inflation, die durch kein Parlament erlaubt werden muss oder erlaubt bzw. verboten werden könnte. Ein Leck in der Demokratie, wenn man so will. “No taxation without representation!”, lautete immerhin ein Slogan der Amerikanischen Revolution (auch wenn es darin nicht um Inflation ging). Zudem ist Inflation schwieriger zu durchschauen als Besteuerung und kann leichter anderen in die Schuhe geschoben werden. 

Das Buch liefert hauptsächlich eine Beschreibung von historischen Versuchen, Inflation durch Preistaxen zu beherrschen.

Als Leser werde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass historische Tatbestände keine Rolle in der Gestaltung der Politik von heute zu spielen scheinen. 

Dafür kann ich mir eine kleine Ode an die Volkswirtschaftslehre nicht verkneifen! Sie ermöglicht es, uns besser in die soziale Lage vergangener Länder oder Imperien wie dem Römischen Reich einzufühlen und macht uns mit Dynamiken bekannt, die heute ebenso gelten wie damals, und die auch morgen und übermorgenunser Schicksal beeinflussen werden. 

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